Das Goldbergkees in den Hohen Tauern 2007 (links) und nach Abreißen der Gletscherzunge 2011 (rechts) belegt die raschen Veränderungen der Alpengletscher in den letzten zwei, drei Jahrzehnten. Fotos Th. Fickert
Die Gletscher in den Alpen schwinden schneller denn je. Zwar ist der Gletscherschwund kein neues Phänomen, denn die Alpengletscher schrumpfen bereits seit dem Ende der kleinen Eiszeit um 1850, als sie ihre maximale Ausdehnung in den letzten 10 bis 12 Tausend Jahren erreichten. Aber erstens war der Rückgang der Gletscher damals wesentlich langsamer als heute und zweitens beruhte das Schwinden der Gletscher bis etwa in die Mitte des letzten Jahrhunderts überwiegend auf natürlichen Antriebskräften, während heute fast ausschließlich die menschgemachten Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre verantwortlich sind.
Der aktuelle 2023/24 Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) dokumentiert die dramatische Lage: Nahezu alle gemessenen Gletscher in Österreich zogen sich zurück – im Schnitt um 24,1 Meter, der Sexegertenferner in den Ötztaler Alpen sogar um 227,5 Meter! Laut Prognosen werden die Alpen bis 2100 weitgehend eisfrei sein, nur noch rund fünf Prozent des heutigen Eisvolumens dürften verbleiben, überwiegend in den Westalpen.
Auswirkungen des Klimawandels, auch auf den Bergsport
Die Gletscherschmelze hat weitreichende Konsequenzen für die in den Alpen und den umgebenden Tiefländern lebenden Menschen, unter anderem auf die Trinkwasserversorgung, die Bewässerungslandwirtschaft, das Naturgefahrenpotential und die Schifffahrt, für BW besonders am Rhein von Bedeutung. Und auch auf die Hütteninfrastruktur, das alpine Wegenetz und den Bergsport in den Alpen insgesamt wirkt sich der Klimawandel aus:
- Durch das Schmelzen des Gletschereises und das Auftauens des Permafrosts kommt es zur Labilisierung der Hänge und Felswände und in Kombination mit den zunehmenden Extremniederschlagsereignissen zu häufigeren Steinschlägen, Felsstürzen und Murgängen, was das Bergsteigen insgesamt risikoreicher macht.
- Heute schon kämpfen Alpenvereinshütten mit einer zunehmend unsicher werdenden Wasserversorgung aufgrund des Verlusts der Gletscher und Schneefelder sowie längerer Hitzeperioden. Bei hochalpinen Standorten ist zudem die Gefahr von Sackungen oder Instabilität durch den tauenden Permafrost im Untergrund ein großes Problem.
- Der gesamte Bergsport blickt einer ungewissen Zukunft entgegen: kürzere Winter und weniger Schnee, zunehmende Naturgefahren, schwindendes Eis in den Nordwänden, Verschiebungen der für ein Tour geeigneten Jahreszeit und Unsicherheit, welche Touren nach dem Abschmelzen der Gletscher überhaupt noch möglich sein werden.
Der DAV fordert daher mehr Klimaschutz – und geht mit gutem Beispiel voran
Der Deutsche Alpenverein setzt sich aktiv für den Schutz der Alpengletscher und den Klimaschutz ein. Mit dem Ziel „Klimaneutral bis 2030 – by fair means“ zeigt der DAV, dass auch große Verbände Verantwortung übernehmen können. Dabei geht er nach dem Prinzip „Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren“ vor. Zu den DAV-Maßnahmen für den Gletscher- und Klimaschutz gehören unter anderem:
- Aktiver Gletscherschutz: Der DAV setzt sich für die naturschutzfachliche und raumplanerische Unterschutzstellung von Gletschern (u.a. keine Erschließungen von unberührten Gletscherflächen durch Skigebiete) und Gletschervorfeldern (potentielle Refugialräume für kälteliebende Tier- und Pflanzenarten) ein.
- Nachhaltige Hüttenbewirtschaftung: Viele Alpenvereinshütten setzen bereits auf erneuerbare Energien und klimafreundliche Bauweisen – weitere folgen.
- Förderung klimafreundlicher Anreise: Der DAV setzt sich für eine bessere Bahn- und ÖPNV-Anbindung von Bergregionen ein, um den CO₂-Ausstoß durch Anreisen mit dem Auto zu reduzieren.